Moderne Landwirtschaft und Umweltschutz in der Vorpommerschen Dorfstrasse
Im Laufe der Jahrhunderte hat die landwirtschaftliche Tätigkeit im Peenetal zur Schaffung und zum Erhalt einzigartiger Kulturlandschaften geführt. Sie wirkte sich positiv auf die Entwicklung der Vielfalt der Landschaften und Lebensräume aus, dazu gehören Waldland, Feuchtgebiete und große Flächen offener Landschaften.
Die ökologische Integrität und die Schönheit der Landschaften machen ländliche Gebiete auch als Wohnorte und für den Tourismus attraktiv. Zwischen der Vielfalt der natürlichen Umwelt und landwirtschaftlichen Produktionsverfahren bestehen komplexe Beziehungen. Einige wertvolle Biotope im Peenetal werden durch extensive Landwirtschaft erhalten, und zahlreiche wilde Tier- und Pflanzenarten können erst durch sie überhaupt überleben (z.B. Gemeine Kuhschelle).
Leider hat jedoch die ungeeignete landwirtschaftliche Nutzung von Flächen auch negative Auswirkungen auf natürliche Ressourcen, zum Beispiel:
• Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft
• Düngung mit Phosphatdüngern führt zur Urananreicherung im Trinkwasser (Phosphatdünger sind mit durchschnittlich 500 g Uran pro
Tonne verunreinigt ).
• Zersplitterung von Lebensräumen
• Verlust von wild lebenden Tieren
• Vergiftung der Umwelt
Tragisch: Nach dem massiven Einsatz von Diesel, Düngemitteln, Fungiziden und Pestiziden werden die hoch veredelten Lebensmittel zu einem Drittel weggeworfen.
Bedenklich stimmt auch, dass der Anteil von Grünland stark abnimmt, was auch auf den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen, wie Raps für Biodiesel und Mais für Biogas, zurückgeht. Grünland aber ist ein wichtiger CO2-Verbraucher zum Schutz des Klimas und außerdem wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Feuchtgebiete und Windschutzstreifen gehören auch dazu, um zusätzlichen Lebensraum für Tiere zu schaffen. Welches Tier kann schon auf den ständig gedüngten und gespritzten Ackerflächen leben?
Eine besonders Ressourcen schonende und umweltverträgliche Form der Landwirtschaft ist der Ökolandbau. Hier könnten echte Arbeitsplätze entstehen.
Die Binnennachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln übersteigt die einheimische Produktion. Eine attraktive Umstellungsförderung sollte dazu beitragen, dass die Nachfrage möglichst weitgehend aus eigener Produktion befriedigt werden kann.
Gleichzeitig wollen wir ein agrarpolitisches Zeichen zu setzen für:
• Artgerechte Tierhaltung
• Keine Förderung der Massentierhaltung
• Produktion und Verarbeitung in der Region um Arbeitsplätze zu schaffen
• Faire Preise und Marktregeln
• Soziale Arbeitsbedingungen in der Ernährungsbranche
• Mindestlöhne und Sozialhilfesätze für bezahlbare gesunde, regionale Lebensmittel
• Stärkung des Ökolandbaus in Vorpommern statt allgegenwärtiger Agrarindustrie
• Klima- und umweltverträgliche Landwirtschaft
• Vielfalt statt Monokulturen
• Bäuerliche und ökologische EU-Agrarreform
• Gentechnikfreie Saatgut- und Lebensmittelerzeugung
• Solidarität mit den Kleinbauern in Afrika
• Leistungen der Landwirtschaft für Landschaftspflege und Naturschutz sollen ergebnisorientiert bezahlt werden
Mit Unruhe wird die Zunahme von Massentierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet, der Widerspruch zwischen Tourismusland und Massentierhaltung wird durch die gewissenlose Förderung dieser unzeitgemäßen und unethischen Form der Tierhaltung noch verschärft. Von der Idee geschlossener Stoffkreisläufe von Tier- und Pflanzenproduktion sind wir entfernter denn je.
Gerade bezüglich eines partnerschaftlichen Verhältnisses von Tourismus und Landwirtschaft sind noch große Aufgaben zu bewältigen. Mit der Bildung des Naturparks Flusslandschaft Peenetal sind hohe Erwartungen an einer Erhaltung dieser Kulturlandschaft entstanden.
Diese beginnen mit der Landschaftspflege.
Interessante Anregungen dazu entnehmen Sie bitte dem Protokoll zum Workshop am
04.02.2005 in Greifswald mit dem Titel:
„Gestaltungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft in einem zukünftigen Nationalpark Peenetal“ (Andre Hilbrich, Anne Leupert, Wendelin Wichtmann)
Hier werden von namhaften Autoren Modelle der Nutzung von Flußtalmooren erörtert und auf ihre Umsetzbarkeit im Peenetal untersucht. Stichworte sind hierbei u.a.:
• Haltung von Großherbivoren und ihre Auswirkungen auf die Weideflächen
• Einsatz wildlebender Großherbivoren zur Offenhaltung der Landschaft
• Weidenutzung mit Mähnutzung, Pflegenutzung, ohne Nutzung und andere landwirtschaftliche Aktivitäten.
Der Ansatz besteht darin:
„Die Bewirtschaftungsverträge sind dabei flexibel gestaltet – je nach standörtlichen Gegebenheiten wird eines von vier möglichen Entwicklungszielen angestrebt, auf welches dann die Bewirtschaftungsauflagen ausgerichtet sind. Dabei handelt es sich in jedem Fall um einen Verzicht auf PSM und Düngung, eine Beibehaltung der Grünlandnutzung, sowie maximale Besatzdichten, Auf- und Abtriebs- sowie Mahdtermine, die Weideform und Wasserregulierung.“ (Dr.Hennicke)
Jedoch entwickeln sich auch die Anforderungen an die Landwirtschaft zur Schaffung der touristischen Rahmenbedingungen beizutragen, wie der
• Erhaltung des historisch entstandenen Landwegenetzes
• Schonung und Erweiterung von Windschutzstreifen(kein Pflügen bis an die Baumwurzeln
• Pflege der Sölle als „Tieroasen“
• Pflege von Bodendenkmalen
• Anbau von Futterkulturen für Bienen
• Erhaltung von Gräben an Strassen und Wegen
• Angebote für Urlauber und Bildungsreisende
Hier können Sie das Protokoll des Workshops als Pdf -Datei herunterladen