Regionalgeschichte in Ausschnitten

Es macht Spaß im verträumten Peenetal nach den Spuren unserer Altvorderen zu suchen.
Bodendenkmale, aber auch Dorfkirchen mit ihren Friedhöfen und natürlich die Guts-und Herrenhäuser mit ihren Gärten und Parks laden zum „Forschen“ ein.

Das Peenetal verfügt über eine stattliche Zahl an Bodendenkmälern. Es sind Zeugnisse der Besiedelung dieser Landschaft seit dem Ende der Eiszeit. Die Bodendenkmäler, die im Boden und in den Gewässern anzutreffen sind, zeugen u.a. von ehemaligen Handelsplätzen, Siedlungen, Befestigungsanlagen, Bestattungsplätzen und Kultorten.
Heute noch sichtbar sind insbesondere imposante Großsteingräber aus der Steinzeit, Grabhügel aus der Bronzezeit und Burgwälle. Im 7.und 8.Jahrhundert nahmen Slawen das Gebiet in Besitz. Im Peenetal - in Menzlin - entstand ein Handelsplatz von Slawen und Wikingern.
Auch aus dieser Zeit sind eindrucksvolle Grabanlagen erhalten.

Auch die Christianisierung Pommerns zeigt ihre Spuren.
Im 13. Jahrhundert hat unsere Region eine wahre „Ersterwähnungswelle“ zu verzeichnen. Das liegt sicherlich an den umfassenden Aktivitäten des Bamberger Bischofs Otto I., der auf seinen langen Reisen die heidnischen Slawen zum Christentum bekehrte, sowie an dem Slawenherzog Barnim I., unter dessen Herrschaft Pommern allmählich deutsche Prägung annahm.

Im 13.Jahrhundert erfolgten Einwanderungen vor allem aus Brandenburg und Sachsen, das Magdeburger Recht breitete sich in Pommern aus, und es begann die Städtebildung. Die bedeutsamsten Städte in Vorpommern waren Stralsund, Demmin, Greifswald, Grimmen und Pasewalk.

Die Hanse nahm ab dem 14. Jahrhundert einen bestimmenden Einfluss auf den wirtschaftlichen Aufschwung. Anklam wurde Hansestadt.
Im Zuge der frühen Renaissance wurde 1456 die Universität Greifswald gegründet, in Quilow entstand das Wasserschloss.
Eine Reihe von Gründen verursachte vor allem im 14./15. Jahrhundert die Herausbildung der Gutsherrschaft, die schließlich im 16. Jahrhundert zur Gutswirtschaft führte.

Dann kamen die Schweden.
Am 26.06.1630 landete Schwedenkönig Gustav II. Adolf in Peenemünde.
Mit dem „Westfälischen Frieden“ endete 1648 der 30-jährige Krieg.
Im Ergebnis des Dreißigjährigen Krieg wurde unserer Region schwedisch.

Die Gutswirtschaft setzte sich durch, der 30-jährige Krieg hatte große Verluste am Mensch und Material gebracht. Große Flächen lagen brach. Ihre Bewirtschaftung war die Grundlage der pommerschen Großflächenwirtschaft.

Industrialisierung im 19.Jahrhundert.
„Der Mecklenburger Gutsbesitzer Johann Heinrich von Thünen steht exemplarisch für die Zeit der beginnenden Industrialisierung der Landwirtschaft im frühen 19. Jahrhundert. Seine »Thünenschen Ringe« beschreiben die landwirtschaftliche Bodennutzung einer idealtypischen Region. Sie gelten als Beginn der landwirtschaftlichen Betriebslehre in Deutschland und führten vielfach erneut zur Umgestaltung der Kulturlandschaft. Der verstärkte überregionale Handel mit den Erzeugnissen der Güter erforderte bessere Verkehrswege. Man legte überregionale Kunststraßen, die Chausseen, und Eisenbahnlinien an. Feldbahnen erleichterten den Transport innerhalb der Güter.“ (Finanzministerium M-V)
Thünen erwarb übrigens ein Gut in Rubkow.

2.Weltkrieg und  Nationalsozialismus
Nur wenige fanden klare Worte wie der Schriftsteller Ernst Wiechert in seiner Rede an die deutsche Jugend 1945: »Die Helden und Märtyrer jener Jahre, sie sind nicht diejenigen, die mit dem Kriegslorbeer aus den eroberten Ländern zurückkehrten. Sie sind diejenigen, die hinter Gittern und Stacheldraht zur Ehre des deutschen Namens starben und verdarben. Zu seiner alleinigen Ehre, denn eine andere gab es nicht mehr landauf und landab.«
In der Vorpommerschen Dorfstrasse erinnert Anklam mit dem Wehrmachtsgefängnis an die Zeit der Nazidiktatur. Hier wurden während des Zweiten Weltkrieges 134 Soldaten und Offiziere hingerichtet, zumeist wegen Fahnenflucht. Heute Friedenszentrum, betrieben vom Zentrum für Friedensarbeit Otto Lilienthal - Hansestadt Anklam.

Die in Schlatkow befindliche "Melkerschule Schlatkow" erlangte überregionale Bedeutung durch die 1934 eingerichtete Pommersche Melkerschule in der Gutsanlage. Dabei handelte es sich um eine Einrichtung des  Reichsnährstandes für gesamt Pommern. Der Reichsnährstand selbst war eine ständische Organisation der nationalsozialistischen Agrarpolitik in den Jahren 1933 bis 1945. Es erfolgte theoretischer und praktischer Unterricht mit dem Ausbildungsziel Melkermeister. Nach dem Krieg wurde die Ausbildungsstätte nicht mehr benötigt, Vieh und Land wurden in der Bodenreform enteignet und verteilt. In der Melkerschule befindet sich eine kleine Ausstellung zum Thema.

Nach 1945
1945 erreichten die ersten Flüchtlinge die Gemeinden im Peenetal, ihre Unterbringung und Versorgung stellte eine gewaltige Aufgabe dar. Unter ihnen waren tüchtige Landwirte. Jahrzehnte schwieriger, doch auch erfolgreicher, Landwirtschaft folgten, erst als Einzelbauern, dann in den LPGn.
„Im Jahre 1952 erfolgte die Auflösung der Länder auf dem Gebiet der DDR. Mecklenburg-Vorpommern wurde auf die neu gebildeten Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg aufgeteilt. Die Kreise Greifswald und Wolgast gehörten nun zum Bezirk Rostock, der Kreis Anklam kam zum Bezirk Neubrandenburg.“

Nach der Wende
Mit dem ökonomischen Zusammenbruch der DDR begann 1989/90 eine friedliche politische Revolution. Nach der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten im Jahre 1990 wurden die Bezirksgrenzen aus dem Jahre1952 aufgehoben und Vorpommern mit Mecklenburg wieder zu einem Land vereint.
Mit der Rückkehr zum Kapitalismus kam es zu einer Neuordnung der Besitzverhältnisse. Alteigentümer erhielten ihre Landwirtschaften zurück, Nachfolgebetriebe der LPG entstanden, der Tourismus wurde zu einem weiteren Standbein der regionalen Wirtschaft.
Die Arbeitslosigkeit der ländlichen Bevölkerung ist hoch. Die Jugend wandert ab, eine Überalterung der Bevölkerung ist die Folge.

   



   Wikingerboot                                                                                                    Regionalgeschichte im Steintor Anklam